Wie viel Robin Benzing die Nationalmannschaft bedeutet, zeigte er spätestens bei der Basketball-EM 2017. Obwohl seine Frau Katharina hochschwanger war, blieb Benzing beim deutschen Team und verpasste so die Geburt seiner Tochter Ainhoa.
«Für mich ist die Nationalmannschaft wichtig. Natürlich ist die Geburt noch viel wichtiger, aber wir haben die Entscheidung so getroffen, und jetzt ziehen wir es durch», sagte Benzing damals in Tel Aviv nach enger Absprache mit seiner Frau.
Wenn Deutschland ruft, ist Benzing da – das hat sich seit dem Debüt im August 2009 nicht geändert. «Es ist einfach immer wieder ein unglaubliches Gefühl, für Deutschland zu spielen», sagt der Forward kurz vor einem besonderen Jubiläum. «Das Gemeinschaftsgefühl, einfach Zeit mit den Jungs zu verbringen und sein Land zu vertreten – das ist es, was für mich die Nationalmannschaft ausmacht.»
Weshalb es keine große Überraschung ist, dass der 32 Jahre alte Spanien-Legionär von CAI Zaragoza auch diese Woche dabei ist, wenn für die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes in Podgorica das letzte Qualifikationsfenster für die Europameisterschaft 2022 ansteht. Läuft alles nach Plan, absolviert Benzing am Montag gegen Gastgeber Montenegro sein 150. Länderspiel. Am Samstag steht zuvor noch das Duell mit Großbritannien auf dem Programm.
«Das ist schon mehr als eine Zahl. Es ist ein große Ehre, so oft für Deutschland gespielt zu haben», sagt Benzing. Die Marke 150 haben vor ihm nur acht deutsche Spieler überschritten, darunter auch sein Bundestrainer Henrik Rödl (178) und sein Ex-Nationalteamkollege Dirk Nowitzki (153). «Ein bisschen nervös werde ich vor dem Spiel schon sein», gibt der gebürtige Hesse zu, der die Nationalmannschaft als Kapitän anführt. «Das war als Kind immer ein Traum von mir.»
In den vergangenen zwölf Jahren hat Benzing im Trikot mit dem Adler viele Höhen und Tiefen erlebt. Gleich bei seiner ersten EM 2009 in Polen schaffte es die Mannschaft unter Trainer Dirk Bauermann mit vielen Youngstern überraschend in die Zwischenrunde, ein Jahr später folgte bei der Weltmeisterschaft in der Türkei mit dem Vorrunden-Aus die erste Enttäuschung. Wiederum ein Jahr danach spielte Benzing an der Seite von Nowitzki bei der EM in Litauen, kam mit der DBB-Auswahl über die Zwischenrunde aber nicht hinaus.
«Es war dennoch ein unbeschreibliches Gefühl, an der Seite von Dirk zu spielen. Er hatte ja gerade den NBA-Titel gewonnen, von Dirk habe ich mir sehr viel abgucken können», sagt Benzing. «Aber auch Spieler wie Patrick Femerling, Jan Jagla oder Steffen Hamann haben mich geprägt. Ich bin einfach dankbar, mit so vielen tollen Jungs gespielt zu haben.»
Inzwischen ist Benzing selbst der Spieler, an dem sich die Jüngeren orientieren. «Auf Robin ist einfach immer Verlass», sagte Coach Rödl über seinen Routinier. «Robin ist Leistungsträger und Integrationsfigur für eine Mannschaft», sagte Verbandspräsident Ingo Weiss. «Robin ist immer da, egal wo. Selbst wenn er verletzt ist. Er ist ein ganz feiner Kerl.»
Und auch wenn es in den beiden anstehenden Spielen um nicht viel geht, weil Deutschland als Co-Gastgeber der EM 2022 qualifiziert ist, war es für Benzing keine Frage, dabei zu sein. «Solange mich der Trainer anruft, komme ich», sagt Benzing, dem in seiner Karriere eines noch fehlt: eine Teilnahme an den Olympischen Spielen. «Das ist das Ziel für diesen Sommer, das wäre ein Traum», sagt er mit Blick auf das Qualifikationsturnier im Juni in Kroatien.