Als der Deutsche Basketball Bund seinen ungewöhnlichen Trip an den Persischen Golf verkündete, wurde Ingo Weiss fast schon euphorisch. Der Verbandspräsident jubilierte regelrecht über den Austragungsort für die WM-Generalprobe gegen Griechenland und die USA.
«Abu Dhabi ist eine hervorragende Location für ein solch hochkarätiges Basketball-Event und entwickelt sich immer mehr zu einer echten Sporthochburg», sagte Weiss. Der Funktionär meinte – gewiss auch – die Infrastruktur inklusive der hochmodernen Etihad Arena, die erst 2021 eröffnet wurde.
Doch der Wüstentrip der deutschen Basketballer ist alles andere als unumstritten. Unter anderem die Vereinigten Arabischen Emirate, deren Hauptstadt Abu Dhabi ist, werden seit Langem dafür kritisiert, durch hochklassige Sportveranstaltungen ihr Image zu verbessern. Das stark besetzte Wochenendturnier unter Federführung der USA ist ein weiteres dieser Events. Der Punkt in diesem Fall: Deutschland hat eine Einladung des WM-Topfavoriten angenommen. Anders als bei Großereignissen wäre eine Absage ohne größere sportliche Konsequenzen möglich gewesen.
Echte Härtetests
Doch für den Verband stimmte das Paket Abu Dhabi aus mehreren Gründen, Sportswashing und Menschenrechtsverstöße in der Region hin oder her. Die Gegner sind wenige Tage vor der WM echte Härtetests, zudem liegt Abu Dhabi günstig auf der Route von Deutschland und zum japanischen WM-Vorrundenspielort Okinawa. «Im Hinterkopf denkt man immer an die politischen Situationen. Letztendlich ist aber das Sportliche für uns ausschlaggebend. Wann kriegt man die Chance, mit den USA so ein Turnier zu spielen?», sagte DBB-Vizepräsident Armin Andres der Deutschen Presse-Agentur. «Das ist für uns eine Auszeichnung, wenn die USA sagt, dass wir ein interessanter Markt für Basketball sind.»
Rund um die Spiele am Samstag gegen Griechenland und am Sonntag gegen die USA (jeweils 18.00 Uhr/Magentasport) soll das Team um Kapitän Dennis Schröder keinerlei Vorgaben zu möglichen politischen Äußerungen bekommen. «Alle Basketballer bei uns sind mündig, ich verpasse keinem einen Maulkorb. Wenn irgendeiner sagt, er will dort etwas sagen zu dem einen oder anderen Problemfeld, dann kann er das gerne tun», sagte Weiss. Sich selbst schloss er explizit mit ein. «Ich habe da auch null Hemmungen, das an der einen oder anderen Stelle zu tun oder zu forcieren.»
Droht schwere Schlappe gegen US-Team?
Nicht nur die Politik macht die Reise nach Abu Dhabi heikel. Auch der Sport und die Gesundheit rücken vor dem WM-Auftakt am 25. August gegen Co-Gastgeber Japan in den Blickpunkt. Das letzte Testspiel gegen die USA anzusetzen, ist mutig, weil gegen das mit NBA-Stars gespickte Ensemble von Erfolgstrainer Steve Kerr jederzeit eine schwere Schlappe drohen kann. Dass die Partie am Sonntag so verheerend endet wie die 57:106-Pleite bei Olympia 2008, ist aber quasi ausgeschlossen. Während Schröder und Co. als EM-Dritter mit viel Selbstvertrauen kommen, müssen die USA auf zahlreiche Stars verzichten. Die ganz großen Namen aus der NBA fehlen.
Eine weitere Herausforderung wird das Klima. In Abu Dhabi herrschen Temperaturen von bis zu 44 Grad, während in den Innenräumen fleißig klimatisiert wird. «Das wird natürlich schon eine Herausforderung. Da muss man eher darauf achten, dass man kein Problem kriegt wegen der extremen Hitze und den Klimaanlagen», sagte Vizepräsident Andres. Gesund bleiben sei «die größte Herausforderung» für die Tage am Persischen Golf.