Aktiv mithelfen kann die abgetretene Basketball-Legende Dirk Nowitzki nicht. Geht es nach Bundestrainer Gordon Herbert, braucht es auf dem XXL-Weg zur ersten deutschen WM-Medaille seit 2002 aber auch keinen Nowitzki mehr.
Der 64 Jahre alte Herbert kam direkt ins Schwärmen, als er über sein von Kapitän Dennis Schröder angeführtes Team sprechen sollte. «Wir haben eine großartige Truppe – das ist ein herausragendes Team mit noch besseren Menschen. Es ist eine Ehre für mich, dieses Team coachen dürfen», sagte Herbert. Das Ziel? Ein Jahr nach EM-Bronze im eigenen Land natürlich die nächste Medaille.
Und Nowitzki genießt seine neue Rolle als Zuschauer vom Sofa in seiner texanischen Heimat und bei der WM als Botschafter und Glücksbringer vor Ort. Er führte das deutsche Team vor 21 Jahren in den USA zu Bronze und glaubt daran, dass ein solcher Coup bei der WM in Japan, Indonesien und auf den Philippinen (25. August bis 10. September) auch möglich ist.
Optimistischer Nowitzki
«Im Endeffekt haben wir gezeigt, dass wir mit den besten Ländern der Welt mitspielen können. Alle sind noch mal ein Jahr älter. Die Rollenverteilung war super», sagte der 45 Jahre alte Würzburger. Nowitzki ist jetzt Fan – und hoffnungsvoll, dass er in diesem Sommer viel zu jubeln hat. «Wir haben einen der besten Kader, den man sich wünschen kann.»
Die Nebengeräusche, die der Zwist zwischen Kapitän Schröder und Maximilian Kleber hervorgerufen hatte, sollen mit dem Testspiel-Start am Samstag (19.00 Uhr/Magentasport) gegen Schweden abgehakt werden. Als Chefcoach Herbert in Bonn gefragt wurde, ob ihm Kleber nach seiner Absage als Reaktion auf Schröders Kritik fehlte, sagte er nur: «Maxi ist nicht hier. Noch einmal: Maxi ist einfach nicht hier. Wir haben sehr gute Spieler hier.» Kleber hatte freiwillig seinen Verzicht erklärt, nachdem ihn Schröder unter anderem für die Absage bei der Heim-EM im Vorjahr öffentlich gerügt hatte.
Position für Schröder bezogen
Der Verband und vor allem Herbert stellten sich klar auf Schröders Seite. Schließlich hatte der Trainer selbst einen Dreijahresplan ausgerufen. Erst Heim-EM, dann die WM und 2024 die Olympischen Spiele in Paris. «Wir haben letztes Jahr gezeigt, dass wir mit jedem mithalten können. Wir glauben an uns. Wir haben für die WM ein Ziel, wir haben für nächsten Sommer ein Ziel», bekräftigte Center Daniel Theis. Um das Olympia-Ticket schon in diesem Jahr zu lösen, muss man eines der beiden besten europäischen WM-Teams werden.
Doch das ist durchaus realistisch. Wo früher über Jahre nur Superstar Nowitzki war, gibt es jetzt eine ganze Reihe an NBA-erprobten Topspielern. Neben Schröder und Theis machen vor allem die Wagner-Brüder Franz und Moritz Hoffnung auf einen starken Sommer. Die nicht für die WM qualifizierten Schweden sind am Samstag eher eine Pflichtübung, die Härtetests werden in der Folge schnell komplizierter.
«Wir haben einen sehr guten Fahrplan. Wir sind ein paar Wochen in Deutschland, spielen ein paar starke Teams in Abu Dhabi», sagte Herbert. Spiele gegen Kanada, Griechenland und Topfavorit USA sollen Eindrücke liefern, ob Deutschland für die knifflige WM-Vorrunde im japanischen Okinawa bereit ist. Gelingt der Einzug ins Finale, stehen ab Samstag 13 Spiele in 37 Tagen auf dem Programm. Für Herbert ist die erste Trainingswoche vor allem wichtig, um seinen 18-Mann-Kader zu reduzieren. «Unser Fokus ist, so schnell wie möglich auf zwölf Spieler zu kommen und dann ein echtes Team zu werden», kündigte Herbert an.