Keith Hornsby muss laut lachen, überlegt kurz und verneint deutlich. Er gab bislang kein Interview, bei dem es nicht auch um seinen Vater ging.
Papa Bruce ist ein weltberühmter Musiker, mehrfacher Grammy-Preisträger («The Way It Is») und seit einigen Monaten auch Fan von Basketball-Bundesligist EWE Baskets Oldenburg, dem neuen Club des Sohnes. «Ich verstehe die Frage ja auch», sagte der 28 Jahre alte US-Amerikaner im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. «Es ist ja eher ungewöhnlich, dass ein berühmter Musiker wie mein Vater einen Sohn hat, der Basketball-Profi ist.»
Ungewöhnlich ist auch die Karriere von Keith Hornsby. Er dachte lange Jahre nicht daran, Basketball-Profi zu werden. Erst im College merkte das Kraftpaket, dass er es packen kann. Und auch Basketball-Legende Dirk Nowitzki half ihm dabei. 2016 erhielt er einen Vertrag bei den Dallas Mavericks, wenn auch nur als Trainingsspieler. «Eine großartige Erfahrung», nannte es Hornsby.
«Für zwei Monate habe ich mit Dirk trainiert – unglaublich. Er ist ein lustiger Typ.» Der auch ihn etwas foppte. «Er sagte mir immer, dass ich mehr meine Beinarbeit trainieren soll, nicht so sehr meinen Bizeps. Danach hat er mich nur noch ‚Oberkörper‘ genannt», sagte Hornsby mit einem Augenzwinkern. Einen NBA-Vertrag zu bekommen, war aber «illusorisch». Er spielte danach in der zweitklassigen G-League und wechselte 2019 erstmals nach Europa.
Basketball-Profi zu werden, war auch für Vater Bruce ein Traum. Er spielte ebenfalls am College, entschied sich aber für die musikalische Laufbahn. «Wäre er nicht Künstler geworden, hätte er den Weg als Highschool-Trainer eingeschlagen», erklärte Sohn Keith und beschrieb mit einem Schmunzeln die Basketball-Fähigkeiten seines berühmten Vaters: «Er ist auch mit 66 Jahren noch ein sehr guter Werfer und trifft viel. Er ist ein richtiger Basketball-Junkie.» Und seit einigen Wochen auch Anhänger der Baskets aus Oldenburg. «Er ist zwar weit weg, verfolgt aber jedes Spiel von mir», sagte der Flügelspieler. «Natürlich ist er ein Oldenburg-Fan.»
Vater Bruce war früher nicht nur sein schärfster Kritiker, sondern auch sein «bester Trainer». «Er ist ein richtiger, guter Dad», schwärmte Keith Hornsby und bewundert ihn auch heute noch: Bruce Hornsby unterstützt tatkräftig die «Black Lives Matter»-Bewegung. Sein Welthit «The Way It Is», der 1986 auch in Deutschland die Charts stürmte, gilt als heimliche Hymne für die BLM-Bewegung. Das Lied beschreibt die sozialen Problemen der USA der 80er Jahre und reißt auch die Bürgerrechtsbewegungen aus den 60er Jahren an. «Richtig cool» findet es Keith Hornsby. Mit dem neuen US-Präsidenten Joe Biden sieht Keith Hornsby sein Land auf dem richtigen Weg. «Jetzt ist der erste Schritt gemacht. Aber das Land ist sehr gespalten», sagte er.
Richtig gut läuft es für Hornsby junior in Oldenburg. Bei seiner Verpflichtung schwärmte Srdjan Klaric, Sportlicher Leiter der Baskets, in den höchsten Tönen von ihm und bezeichnete den 1,91 Meter großen Spieler als «perfektes Paket». Mit bislang 13,6 Punkten pro Spiel überzeugte der Neuzugang, der zuvor ein Jahr in Polen aktiv war, und sorgte mit dafür, dass die Niedersachsen nach acht Siegen in Serie auf Rang drei der Bundesliga stehen.
Die Niedersachsen gelten neben Bayern München und Alba Berlin als Titelanwärter. «Dieses Jahr ist durch Corona alles anders, und die Gesundheit und Sicherheit stehen im Vordergrund. Aber natürlich ist die Meisterschaft das Ziel», erklärte er. Vater Bruce wird aus der Ferne die Daumen drücken.