«Halbfinale!», brüllte Deutschlands euphorischer Basketball-Anführer Dennis Schröder in den Katakomben, dann schlug er mehrere Male kräftig mit der Hand gegen die Wand.
Das famose 107:96 gegen Mitfavorit Griechenland und den rausgeworfenen NBA-Superstar Giannis Antetokounmpo beschert dem EM-Gastgeber nicht nur das erste Halbfinale seit 17 Jahren, sondern lässt die Begeisterung in der Finalwoche weiter wachsen. «Das war ein besonderer Abend. Vielleicht der besonderste Basketball-Abend, den ich je erlebt habe», sagte Dreierspezialist Andreas Obst.
Antetokounmpo muss vorzeitig Feld verlassen
Während das deutsche Team den Viertelfinal-Sieg vor 14.073 Fans in Berlin ausgelassen feierte, war der Abgang von Antetokounmpo symbolisch: Der Grieche musste nach zwei unsportlichen Fouls vorzeitig vom Feld, das starke deutsche Kollektiv hatte den erneut überragenden Star der Milwaukee Bucks erfolgreich entnervt. «Wir haben unseren Job getan. Das Team hat sehr, sehr gut performt, vor allem in der zweiten Halbzeit. Wir hatten das richtige Mindset, um rauszukommen und die Griechen zu stoppen», sagte Schröder.
Deutschlands Basketball-Held Dirk Nowitzki sah auf den Rängen zu, wie seine Nachfolger auf seinen Spuren wandelten. In der Ära des inzwischen 44-Jährigen waren Halbfinals eher die Regel, man spielte bei der EM 2001, der WM 2002 und der EM 2005 in der Runde der letzten Vier. Seither vergingen 17 Jahre sportlicher Dürre. «Die Fans waren unglaublich, unfassbare Stimmung. Das gesamte Team, von der Bank bis zur Starting Five, was wir gebracht haben, ist unglaublich», sagte Schröder. Der nach einer Knöchelverletzung zurückgekehrte Franz Wagner sagte, jetzt gehe «alles».
Extrem viele Rückschläge für Nationalteam
Das Team von Bundestrainer Gordon Herbert hat in diesem Sommer extrem viele Rückschläge weggesteckt. Maxi Kleber, Isaiah Hartenstein, Isaac Bonga und Moritz Wagner sagten aus unterschiedlichen Gründen ab, dann verletzten sich Daniel Theis am Knie und Anführer Schröder am Knöchel. Beide kehrten nach Auszeiten umso stärker zurück und waren wie Wagner Säulen des Erfolgs über die Griechen. «Es ist unsere Stärke, dass wir viele erfahrene Jungs haben. Viel wichtiger ist aber, dass es Jungs nicht persönlich nehmen, wenn ihnen etwas gesagt wird», beschrieb Wagner.
Die nächste Hürde heißt am Freitagabend (20.30 Uhr) Spanien. Der Weltmeister hat zwar keinen Antetokounmpo, aber ein erfahrenes und abgezocktes Team, das beim 100:90 gegen Finnland am Dienstag große Moral bewies. Vor 17 Jahren beim bislang letzten Medaillengewinn war auch Spanien der Halbfinal-Gegner, damals erzielte Nowitzki kurz vor dem Ende den entscheidenden Treffer zum Sieg. «Hoffen wir, dass es diesmal nicht so eng wird. Hoffen wir, dass wir durchkommen. Wir haben keinen Dirk, der den letzten so macht», sagte Schröder.