Nach der Qualifikation für Olympia jubelte Dennis Schröder von der Tribüne mit den deutschen Basketballern, in Tokio will der NBA-Star dann eventuell selbst wieder mit dabei sein.
«Ich stehe immer zur Verfügung, aber meine Situation ist nicht so leicht. Aber ich hoffe, dass wir das klären können bis dahin. Mein Agent muss jetzt seinen Job machen. Die deutsche Nationalmannschaft hat ihren Job gemacht, gucken wir», sagte Schröder in der Spaladium Arena von Split, wo sich die deutschen Basketballer zuvor mit einem 75:64 gegen Brasilien erstmals seit 13 Jahren wieder für Olympia qualifiziert hatten.
Versicherungsfrage weiter offen
Schröder hatte in Split gefehlt, weil seine Versicherungsfrage nicht geklärt werden konnte. Da Schröder in diesem Jahr als Free Agent ohne Vertrag ist, hatte sich kein Unternehmen gefunden, dass die geforderte Summe versichert hätte. Der Deutsche Basketball Bund hatte einen Versicherer bis zu einer bestimmten Summe gefunden, diese war Schröder aber zu wenig.
Nach den emotionalen Momenten von Split scheint Schröder nun aber noch einmal ins Grübeln gekommen zu sein. «Ja, natürlich würde ich gerne mit der Nationalmannschaft fliegen und mit denen spielen», sagte der gebürtige Braunschweiger. «Wir haben das Zeug, was Großes zu machen. Natürlich werde ich fighten für die und ich versuche, das zu klären. Wenn es eine Möglichkeit gibt, dann wäre das natürlich geil. Aber mal schauen», sagte Schröder.
Am Montag will der DOSB eigentlich die Basketballer nominieren, doch es scheint eine Möglichkeit zu geben. «Die Ersatzspieler gibt es auf einer Long List und da sind alle Spieler drauf. Und aus dieser Long List kann ich jederzeit jemanden nachnominieren», sagte DBB-Präsident Ingo Weiss.
«Einfach nur krass» – Rödl fehlen die Worte
Ohne ihren Anführer hatte das deutsche Team nach einer turbulenten Vorbereitung mit den Diskussionen um den umstrittenen Joshiko Saibou, der Bundestrainer-Frage und der Schröder-Absage sich fast schon sensationell gegen Brasilien durchgesetzt. Danach brachen alle Dämme. Center Johannes Voigtmann weinte in den Armen von Bundestrainer Henrik Rödl, Kapitän Robin Benzing trug das riesengroße Siegerschild aus Pappe auf dem Kopf. Die Olympia-Party nahm noch auf dem Parkett ihren Lauf.
«Das ist einfach nur krass», sagte ein völlig überwältigter Voigtmann. «Das ist definitiv der emotionalste Moment in meiner Karriere», sagte der Center von ZSKA Moskau, der eine rauschende Party ankündigte. «Wir werden auf jeden Fall ins Meer gehen, das kann ich versprechen.» Auch Benzing sagte eine große Feier voraus. «Ich danke allen, die mir diesen Moment ermöglicht haben», sagte der Kapitän, ehe zur Siegessause verschwand. «Ich hoffe, ich überlebe das.»
Bundestrainer Rödl war so emotional, dass er in der Mixed Zone keine Worte fand. Mehrmals setzte er an, ehe er mit Tränen in den Augen verschwand. Erst in der Pressekonferenz brachte er ein paar Worte heraus. «Das ist ein ganz spezieller Moment für uns alle. Für uns alle ist ein Traum wahr geworden. Wir werden wie verrückt feiern.»
Nach ihrem Triumph klatschten alle Spieler mit Schröder ab. Für ein Gruppenfoto versammelte sich das komplette Team hinter einem symbolischen Ticket für den Trip in die japanische Hauptstadt. Bester deutscher Werfer gegen starke Südamerikaner war NBA-Profi Moritz Wagner mit 28 Punkten, der auch als wertvollster Spieler des Turniers ausgezeichnet wurde. Zuletzt war die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes vor 13 Jahren in Peking mit Superstar und Fahnenträger Dirk Nowitzki bei den Olympischen Spielen dabei.
Machbare Gruppe in Tokio
In Tokio warten auf die deutsche Mannschaft lösbare Aufgaben. Die DBB-Auswahl trifft in der Gruppe B auf Australien, Nigeria sowie Italien. Die Vorrunde beginnt am 25. Juli mit einem Duell gegen Serbien oder Italien.
Das deutsche Team musste in der Spaladium Arena auf Isaac Bonga verzichten. Der NBA-Profi war im Halbfinale gegen Kroatien am Samstag umgeknickt und musste passen. Doch wie im gesamten Sommer steckte die DBB-Auswahl auch diesen Nackenschlag weg. Zur Pause war die Führung noch knapp (36:34) Auch in der zweiten Halbzeit blieb es ein harter Kampf um jeden Wurf. Deutschland konnte sich langsam absetzen, lag beim 67:56 knapp drei Minuten vor Ende wieder souverän vorne. In der Schlussphase behielten Kapitän Benzing & Co. die Nerven, der Rest war einfach nur noch pure Freude.