Wie viel Robin Benzing die deutsche Nationalmannschaft bedeutet, wurde spätestens vor fünf Jahren deutlich. Um seinem Team bei der EM in Tel Aviv zu helfen, verzichtete Benzing sogar darauf, bei der Geburt seiner Tochter dabei zu sein.
«Das Nationalteam war immer etwas ganz Besonderes für mich, das weiß auch jeder», sagte Benzing der Deutschen Presse-Agentur. Umso größer ist die Enttäuschung des langjährigen Kapitäns, in diesem Sommer nicht bei der Basketball-Europameisterschaft mit einer Vorrunde in Köln und der Endrunde in Berlin (1. bis 18. September) dabei zu sein.
Bundestrainer streicht Benzing aus Kader
«Ich denke schon, dass ich es verdient gehabt hätte, dabei zu sein», sagte Benzing. «Sicherlich nicht mit so viel Spielzeit wie früher, aber als elfter oder zwölfter Spieler schon.» Doch Bundestrainer Gordon Herbert entschied anders und strich Benzing wie auch Leon Kratzer und Kenneth Ogbe aus dem nun noch 14 Spieler umfassenden Aufgebot. Das deutsche Team bereitet sich von Dienstag an in Hamburg auf den Supercup am Wochenende vor. Im Laufe der Woche soll dann auch der erst vor kurzem eingebürgerte Nick Weiler-Babb zur Mannschaft stoßen.
Benzing (33), der zuletzt bei Fortitudo Bologna in Italien unter Vertrag stand, hatte seit 2009 jeden Sommer in der Nationalmannschaft gespielt. Das Testspiel in Almere gegen die Niederlande (68:66) am Freitagabend war sein 167. Einsatz im Nationalteam. Ob es sein letztes Länderspiel war, steht noch nicht fest.
«Ich muss das jetzt erst einmal alles sacken lassen», sagte der Routinier. «Natürlich war es schon irgendwie der Plan, die Heim-EM als krönenden Abschluss im Nationaltrikot zu haben», sagte Benzing: «Und ich denke, das hätte man mir auch gönnen können. Aber das müssen nun andere erklären.»
Trotz der großen Enttäuschung über die verpasste EM will Benzing die Mannschaft bei dem Turnier unterstützen. «Ich wünsche den Jungs natürlich nur das Allerbeste für das Turnier und werde mir alle Spiele anschauen», sagte Benzing.
Abschied für Benzing geplant
Der Verband plant noch einen besonderen Abschied für ihn. «Das ist doch klar. Wenn die Nati gerufen hat, war Robin immer einer der Ersten, die den Finger gehoben haben», sagte DBB-Vizepräsident Armin Andres. «Das wissen wir im Verband. Aber es ist Entscheidung des Trainerstabes und da mischen wir uns als Verband nicht ein.»
So bleiben die Olympischen Spiele in Tokio im vergangenen Jahr das letzte große Highlight für Benzing im Deutschland-Trikot. Schon dort hatte er nicht mehr jene Spielminuten bekommen, wie in den Jahren zuvor. Doch mit seiner stets guten Laune war der immer zu Späßen aufgelegte 2,08 Meter Schlacks vor allem auch abseits des Parketts immer ein ganz wichtiger Bestandteil des Teams. Zudem stand er immer auch dann zur Verfügung, wenn viele andere Spieler wegen ihrer Verpflichtungen in der NBA oder der Euroleague oder aus anderen Gründen nicht dabei waren.
Doch in den beiden Testspielen in Belgien und in den Niederlanden konnte Benzing nicht mehr die nötigen Pluspunkte sammeln, um Herbert von seiner Unverzichtbarkeit zu überzeugen. In den Niederlanden gelang ihm in knapp 13 Minuten kein Punkt. In einem Einzelgespräch teilten ihm Herbert und seine Assistenten die harte Entscheidung mit – der Rest war Enttäuschung bei Benzing. «Das ist immer schwer für die Jungs, weil es alle verdient hätten, dabei zu sein», sagte NBA-Profi Dennis Schröder. «Ich hoffe, dass die Jungs uns bei der EM dennoch supporten, sie bleiben Teil des Teams.»