50 Sekunden dauerte Andrea Trinchieris Statement zur Blamage seiner Bayern-Basketballer. Und der Coach musste sich sehr zusammenreißen, um nicht das auszusprechen, was er wirklich dachte. Nach seinem Kommentar verschwand er – Nachfragen unerwünscht.
Ein katastrophales 62:100 im Bundesliga-Spitzenspiel gegen Alba Berlin hat in München die Vorfreude auf das erste Viertelfinal-Heimspiel in der Euroleague mächtig getrübt. Den Beweis, zu den besten acht Teams der Kontinents zu gehören, blieb die Mannschaft im Duell der beiden deutschen Topteams auf dramatische Art und Weise schuldig.
Trinchieri war nach der höchsten Niederlage der Bayern in ihrer Bundesliga-Historie bedient – und wie! «Ich fasse mich kurz», begann er seine kurze Abrechnung. «Für die Saison, die wir bislang hatten, war dieses Spiel inakzeptabel, gegenüber uns selbst und gegenüber dem Club.» Keine fünfzig Prozent Trefferquote aus dem Feld, ein mit 9:29 verlorenes zweites Viertel, ein ideen- und lustloser Auftritt. «Es kann viele Gründe geben, aber keiner ist gut genug, um zu erklären, was wir heute gemacht haben», zischte der emotionale Italiener.
«Die Leistung war total inakzeptabel», wiederholte Trinchieri. «Es ist…», sagte er dann noch, als wollte er noch etwas ergänzen, biss sich aber auf die Lippe, schüttelte den Kopf und meinte stattdessen nur: «Ich habe nichts weiteres zu sagen. Vielen Dank.»
Dass diese Bayern-Mannschaft eine famose Saison in der europäischen Königsklasse hinter sich hat, das schien an diesem Tag kaum denkbar. Und doch muss sich die Trinchieri-Truppe nach der Abreibung in der eigenen Halle ganz schnell wieder fangen. Am 28. April (20.45 Uhr) empfangen die Münchner das Spitzenteam Olimpia Mailand. Die Italiener hatten die ersten beiden Partien im Viertelfinale gewonnen – in der Best-of-Five-Serie bewahrt die Bayern nur ein Erfolg vor dem Aus.
«Für Mittwoch ist das natürlich schwierig, aber ich fühle, dass wir das schaffen können», sagte Bayerns Aufbauspieler D.J. Seeley. «Es ist ein Do-or-die-Spiel, und wir haben nichts zu verlieren.»
Eine Schande wäre ein Ausscheiden in der europäischen Königsklasse freilich nicht – im Gegenteil. Als erster Bundesligist überhaupt hatten es die Münchner in die Euroleague-K.o.-Phase geschafft und bei der internationalen Konkurrenz für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Der Zorn und der Drang nach Wiedergutmachung sollen nun für eine Überraschung und eine Aufholjagd gegen Mailand sorgen.
Dann könnte die sportlich ohnehin eher wertlose Partie gegen Alba vergessen sein. Und der sonst so sprachgewaltige Trinchieri würde sicherlich ein längeres Resümee ziehen als nach der Heimpleite gegen die Berliner.