Der Corona-Schock von Mitte April beschert den Branchenführern im deutschen Basketball eine ungewohnte Situation.
Vergleichsweise ausgeruht starten Titelverteidiger Alba Berlin und Gastgeber FC Bayern in das auf dieses Wochenende verlegte Pokal-Finalturnier – den ersten Titel-Showdown dieser Spielzeit unter Corona-Bedingungen. «Ich glaube, mit dem Saisonabschluss ist das für alle besser», sagte Alba-Manager Marco Baldi vor dem Top Four in München. «Jeder weiß jetzt, wo er steht und kennt seine Playoff-Position. Das ist der Auftakt in die alles entscheidende Phase. Das ist schon ein Einläuten des Saisonhöhepunktes.»
Trotz zeitweiliger Corona-Quarantäne mehrerer Teams hat die Bundesliga ihre Hauptrunde komplett abgeschlossen, vor dem Playoff-Beginn in der kommenden Woche wird nun der Pokal nachgeholt. Beim ursprünglichen Termin vor vier Wochen waren zwei Spieler der BG Göttingen positiv getestet worden. Der große Außenseiter trifft am Samstagabend (19.30 Uhr/Magentasport) auf Alba. Zuvor bekommen es die Bayern mit ratiopharm Ulm, der formstärksten Mannschaft der Liga, zu tun (16.00 Uhr).
«Sie sind derzeit das heißeste Team der Bundesliga», sagte der Münchner Coach Andrea Trinchieri. «Vor erst einer Woche sind sie einfach so über uns drübergefahren. Das wird definitiv ein schweres Spiel, sie sind in guter Form und mit großem Selbstbewusstsein ausgestattet.»
Nach den Strapazen einer langen Euroleague-Saison und dem knappen Aus im Viertelfinale beendeten die Bayern die nationale Liga-Saison im Schonmodus mit zwei klaren Niederlagen – und konnten sich diese Woche nun ohne Unterbrechung auf den Pokal vorbereiten. Beim ursprünglichen Termin nur zwei Tage vor einem internationalen Auftritt in Mailand hatten sich die Münchner noch über die Ansetzungen der Liga beklagt. «Jeder, die Spieler, das Team und die Trainer, kommt täglich deshalb in die Halle, um Titel zu gewinnen», sagte Profi Zan Mark Sisko. «Sie zählen am Ende des Tages, am Ende einer Karriere. Wir wollen gewinnen.»
Vergangene Saison triumphierte Alba beim Meisterturnier ausgerechnet in der Halle des Rivalen. «Unabhängig davon, dass man ihn schon hat, will man natürlich den Pokal gewinnen», sagte Berlins Nationalspieler Johannes Thiemann und freute sich vorab ebenfalls über eine kurze Pause. «Es gab auch mal die Zeit, wirklich einen Tag frei zu haben. Wo man keine Reisestrapazen und keinen Corona-Test hatte. Ich glaube, das hilft auch für die Psyche.»
Mit einer ungewohnten Belastung hatten hingegen die Göttinger zu kämpfen. Nach ihrer Corona-Zwangspause standen zuletzt fünf Spiele in zehn Tagen an – als einziges Team beim Top Four sind die Niedersachsen nicht auch für die Playoffs qualifiziert. „Wir haben nichts zu verlieren», sagte BG-Assistenztrainer Thomas Crab, «und nicht den Druck, den Pokal gewinnen zu müssen – im Gegensatz zu Alba oder München.»