Die deutschen Basketballer haben das erste WM-Halbfinale seit 21 Jahren erreicht und sind dem erklärten Ziel Medaille ganz nah. Das Team von Bundestrainer Gordon Herbert besiegte Außenseiter Lettland in Manila mit 81:79 (36:34) und trifft nun in der Vorschlussrunde auf Topfavorit USA.
Nur ein Sieg aus zwei Spielen fehlt nach dem umkämpften Viertelfinale jetzt noch zur zweiten Medaille der deutschen WM-Geschichte. In der riesigen Mall of Asia Arena konnte sich Deutschland sogar eine schlechte Leistung von Kapitän Dennis Schröder (9 Punkte) leisten, um den sechsten Sieg im sechsten WM-Spiel einzufahren.
DBB-Team trifft auf Turnier-Favorit
Als einziges ungeschlagenes Team dieser WM werden Schröder und Co. am Freitag (14.40 Uhr/Magentasport) den Olympiasieger von Starcoach Steve Kerr fordern und um den ersten WM-Finaleinzug kämpfen. Gegen die Letten, die zuvor Weltmeister Spanien und Vize-Europameister Frankreich ausgeschaltet hatten, hatte das Herbert-Team vor 7584 Zuschauern sehr viel Mühe.
Beim Comeback von Jungstar Franz Wagner war es diesmal nicht Schröder, der das deutsche Team trug. Neben Rückkehrer Wagner (16 Punkte) überzeugten stattdessen auch dessen Bruder Moritz (12) und Dreierspezialist Andreas Obst (13). Der Sieg könnte im Lauf des Tages noch mehr wert werden als die reine Halbfinal-Qualifikation. Verliert Slowenien mit Superstar Luka Doncic am Nachmittag (14.30 Uhr) gegen Kanada, ist Deutschland vorzeitig für Olympia 2024 in Paris qualifiziert.
Die erste positive Nachricht gab es bereits vor dem Spielbeginn: Der seit eineinhalb Wochen verletzte Wagner meldete sich nach einer zähen Knöchelverletzung fit für das sportliche Comeback. «Franz ist bereit. Ich sehe keine Beschränkung in den Minuten. Wir wollen ihn so früh wie möglich ins Spiel bringen und dann schauen wir von da an», kündigte Herbert an.
Der 64-Jährige beließ Isaac Bonga in der Startformation und brachte Wagner nach rund fünf Minuten von der Bank. Bei einem sehenswerten Dreier deutete Wagner sein Potenzial zwar an. So mobil wie vor dem Zwischenfall im Auftaktspiel gegen Japan schien er aber noch nicht zu sein. Zur Belebung in der teils statischen Offensive wurde der Profi der Orlando Magic trotzdem. Zwischenzeitlich lag der Favorit dennoch mit 3:13 hinten.
Leichte Fehler von Schröder
Auch Schröder wirkte seltsam gehemmt. Der 29 Jahre alte Spielmacher, der bei den starken bisherigen WM-Auftritten überragt hatte, leistete sich mehrere leichte Fehler und vergab einfache Korbleger. Seine ersten zwölf Würfe vergab Schröder allesamt, in die Pause ging es für ihn mit null Punkten. Lettland als Überraschungsteam wurde auch ohne den fehlenden Star Kristaps Porzingis zur erwartet zähen Prüfung.
«Sie waren das beste Team in Europa, über das niemand gesprochen hat. Sie spielen schon lange zusammen, haben gute Werfer», warnte Herbert vorab. Vor allem der an diesem Nachmittag herausragende NBA-Profi Davis Bertans stellte Deutschland mit seinen Distanzwürfen immer wieder vor große Probleme. Schröder und Co. machten einen nervösen Eindruck und spielten deutlich schwächer als in den fünf vorangegangenen Partien der Vor- und Zwischenrunde. Doch am Ende reichte es mit viel Kampf und einer Energieleistung zum sechsten Sieg.