Im Hochgefühl des ersehnten Triumphs rechnete Bayern-Coach Andrea Trinchieri auch mit den Kritikern ab.
«Jeder war bereit, auf uns zu schießen. Aber die Beerdigung ist verschoben», sagte der impulsive Italiener gewohnt martialisch nach dem Finalsieg in eigener Halle über Dauerrivale Alba Berlin. Der dritte Pokaltitel der Vereinsgeschichte war nicht nur eine gigantische Erleichterung nach emotional und körperlich harten Wochen, sondern soll dem Topfavorit aus München auch jede Menge Schwung für die am Mittwoch beginnenden Playoffs der Basketball-Bundesliga (BBL) mitgeben.
Geschäftsführer Marko Pesic sagte: «Feiern werden wir im Moment aufgrund von Corona nicht können. Aber es gibt auch noch einen zweiten Titel zu holen.» Und der ist ab dem ersten Spiel an diesem Mittwoch (20.30 Uhr/Magentasport) gegen die Hakro Merlins Crailsheim das ganz große Ziel der Münchner. Warum die Bayern auch dafür gewappnet sind, stellte Trinchieri schnell klar: «Wir sind nicht perfekt in basketballerischer Hinsicht, doch wir sind perfekt als eine Gruppe von Personen. Wir sind ein großartiges Team in den kleinen Dingen.»
Die Konkurrenz um den Meistertitel ist denkbar hart: Der souveräne Hauptrundensieger MHP Riesen Ludwigsburg, Titelverteidiger Alba Berlin, das formstarke Team von ratiopharm Ulm und der frühere Dauerchampion Brose Bamberg als Außenseiter wollen ein Double der Bayern verhindern und die unfassbar dicht getaktete Corona-Saison selbst mit dem Meisterpokal krönen.
Bundestrainer Henrik Rödl hält Bayern und Alba – die beiden Euroleague-Teams und Pokalfinalisten – zwar für die Top-Anwärter, warnt aber vor den großen Herausforderungen in den Playoffs. «Ludwigsburg spielt eine super Saison und man sollte nicht glauben, dass das jetzt mit den Playoffs zu Ende geht. Das ist eine der stärksten Mannschaften, die (Trainer) John Patrick bis jetzt gehabt hat», sagte Rödl der Deutschen Presse-Agentur. Im Zwei-Tages-Rhythmus wird ab Mittwoch gespielt, was für die Bayern mit einem bereits abgespulten Pensum von 78 Spielen nochmal eine Extra-Herausforderung werden dürfte.
Bayern, Alba gegen die Hamburg Towers und Ludwigsburg gegen Bamberg gehen klar favorisiert in ihre Viertelfinal-Serien, zu einer Revanche zwischen Titelverteidiger und Pokalsieger könnte es frühestens im Finale kommen. «Wir müssen daraus lernen für die Playoffs», sagte Alba-Coach Aito Garcia Reneses nach der 79:85-Niederlage im Endspiel. Statt den dritten nationalen Titel in Serie nach Berlin zu holen, geht der FC Bayern mit einer Extra-Portion Selbstbewusstsein in die Wochen der Wahrheit. «Sie spielen manchmal mit fünf großen Spielern. Sie sind eine sehr gute Mannschaft», lobte Berlins Cheftrainer.
Anders als sonst wird die Endrunde diesmal im 2-2-1-Format gespielt. Das heißt, dass die Mannschaft mit Heimvorteil zunächst zweimal in eigener Halle und dann zweimal auswärts spielt. Zuvor war in jedem Spiel gewechselt worden. Große Pausen gibt es ab sofort nicht mehr. «Es ist schon sehr eng getaktet, das ist ein Vorteil für Mannschaften, die eine größere Tiefe haben», sagte Rödl. Das gilt vor allem für Alba und Bayern, die gleichzeitig aber auch das größte Saisonpensum in den Knochen haben.