Die ersten WNBA-Finals ihrer Karriere laufen bislang überhaupt nicht so, wie sich Satou Sabally das vorstellt. Und Deutschlands beste Basketballerin versuchte erst gar nicht, das zu verheimlichen. Nach der zweiten Niederlage ihrer Phoenix Mercury im zweiten Duell mit den Las Vegas Aces saß die 27-Jährige mit versteinertem Gesicht vor den Journalisten und beschränkte sich in ihren Antworten auf das absolute Minimum. «Wir haben den Ball nicht verteilt. Wir müssen besser zusammenspielen», war ihre Analyse des 78:91.
In der deutschen Nacht zu Donnerstag geht die Final-Serie in Phoenix weiter, auch das vierte von erstmals maximal sieben Spielen findet in Arizona statt. Und genau daraus zieht Sabally zumindest etwas Optimismus: «Das Positive ist, dass noch so viele Spiele zu spielen sind. Ich glaube noch immer an uns», betonte sie.
Erstmals braucht es vier Siege für den Titel
Erst seit dieser Saison sind vier Siege notwendig, vergangene reichten schon drei. Aber klar ist: Ohne Topleistungen von ihr wird es nichts, ein Jahr nach ihrer jüngeren Schwester Nyara Sabally selbst die Meisterschaft in der WNBA zu gewinnen.
Vor zwölf Monaten holte Nyara Sabally gemeinsam mit Leonie Fiebich den Titel mit den New York Liberty gegen die Minnesota Lynx. Keine einfache Aufgabe – allerdings auch nicht so schwer wie eine Final-Serie gegen die Aces, die zum dritten Mal in den vergangenen vier Jahren um die Meisterschaft spielen. Die beiden ersten gewann das Team aus der Glücksspielmetropole und A’ja Wilson ist noch immer Dreh- und Angelpunkt des Teams. In den laufenden Playoffs kommt sie nach zehn Spielen auf 25,7 Punkte im Schnitt – niemand in der Liga ist besser.
Sabally ist für die Mercury eine Schlüsselspielerin
Den besten Schnitt bei Phoenix hat Sabally. Neun Playoff-Partien hat die Berlinerin mit Wurzeln in Gambia in ihrer ersten Saison für die Mercury absolviert, im Schnitt verbuchte sie 18,4 Zähler. Ihre Schwester und Fiebich hatten entscheidenden Anteil am Titel der Liberty – von Satou Saballys Verantwortung und Schlüsselfunktion für ihr Team aber waren sie weit entfernt.
Trifft sie, sind die Mercury offensiv schwer zu bändigen. Strauchelt Sabally, tut sich auch der Rest schwer. In der Defensive ist es ähnlich: Hat die Nummer Null Zugriff, greifen die Räder ineinander. Gerät Sabally in Schwierigkeiten oder steht wegen zu vieler Fouls unter Druck, wird es auch für die Mitspielerinnen viel komplizierter – gerade gegen Ausnahmeprofis, wie sie bei den Aces unter Vertrag stehen.
Sabally, Kahleah Copper und Alyssa Thomas sind die drei Stars, es ist ihre erste gemeinsame Saison in Phoenix. Die Finals-Teilnahme ist daher schon mehr, als zum Start der Spielzeit erwartet worden war. Doch jetzt, wo die Meisterschaft in Reichweite ist, will sich niemand mit einem zweiten Platz zufriedengeben.
Schon gar nicht Sabally, die nach den Jahren bei den Dallas Wings ihre Chance in einem Spitzenteam so früh wie möglich nutzen will. «Das ist ein Traum, der wahr wird», hatte sie nach dem Einzug in die Finals gesagt. Das Team aus Texas hatte sie 2020 an zweiter Stelle des WNBA-Drafts ausgewählt, früher als jede Deutsche vor ihr. Zweimal kam danach das Aus in der ersten Runde der Playoffs, dann waren die Aces im Halbfinale zu stark – und vergangene Saison schließlich hatte es gar nicht erst zur Teilnahme gereicht. Sabally wollte deswegen weg, landete in Phoenix – und hätte nach dem ersten Finals-Heimspiel ihrer Karriere gerne bessere Laune, als zuletzt in Las Vegas. Dann ist noch alles drin.