Bayern-Basketballer als Nummer eins in neue Ära

Bayern-Basketballer als Nummer eins in neue Ära

Double-Coach Pablo Laso kam mit Bier in der Hand in die Pressekonferenz, seine feierwütigen Basketball-Profis von Meister FC Bayern wollten es dabei nicht belassen. Serge Ibaka war schon in der Kabine mit Zigarre und überdimensionalem Weizenglas zu sehen. «Wir werden heute noch die Stadt unsicher machen», kündigte Weltmeister Andreas Obst nach der ersten Münchner Meisterschaft seit 2019 an. Auf die Frage, wie viel er trinken werde, sagte der 27-Jährige nur: «Open end.»

1818 Tage des – teilweise quälenden – Wartens waren am Freitagabend vorbei, als die Bayern Dauerrivale Alba Berlin mit 88:82 besiegten und damit die eigene Krönung in Spiel vier der Finalserie vollendeten. Pünktlich zum Beginn einer neuen Ära, die in diesem Herbst mit der Eröffnung des modernen SAP Garden als neue Heimspielstätte beginnen soll, sind die Münchner wieder die Nummer eins in Basketball-Deutschland.

Nass vor die Presse

Bis zum Rückflug in die Heimat war für Obst, Isaac Bonga und Starspieler Carsen Edwards genug Zeit, um den eigenen Triumph in der Hauptstadt auszukosten. Im Moment des Sieges schien zunächst eine riesige Portion Last von den Schultern des Topfavoriten abzufallen. «Ich fühle mich sehr ausgelaugt. Das ist eine tiefe Erleichterung, dass wir die Saison mit dem Ziel zwei nationale Titeln abgeschlossen haben. Es ging hoch und runter», sagte Obst. Erfolgscoach Laso konnte der obligatorischen Dusche nach seiner erfolgreichen Premierensaison nicht entgehen und trat komplett nass vor die Presse.

Drei Stunden vor Anpfiff der Fußball-EM in München war die geballte Münchner Fußballprominenz zwar nicht in der Halle am Berliner Ostbahnhof. Die Bedeutung des Erfolgs nach vier Spielzeiten ohne Meistertitel war dennoch gigantisch. «Für die Organisation ist das richtig wichtig. Es ist auch für mich persönlich so ein Meilenstein», sagte Nationalspieler Bonga. Pokalsieg, Platz eins in der Hauptrunde und nun eine famose 9:2-Bilanz in den Playoffs. National lief es für die Münchner ideal.

Ein Titel für Paul Zipser

«Es ist ein bisschen Zeit zum Feiern. Ein unglaublich geiles Gefühl, es ist die Belohnung einer ganzen Saison», sagte Geschäftsführer Marko Pesic bei Dyn über den insgesamt sechsten Meistertitel der Club-Historie. Der 47-Jährige erinnerte an ein Team und einen Profi, die diesen Erfolg vor drei Jahren nicht schafften.

«Das war die Mannschaft, die knapp in den Euroleague-Playoffs ausgeschieden ist. Da sind viele Sachen passiert, vor allem die Sache mit Paul Zipser. Ich würde diesen Titel gerne der Mannschaft und vor allem Paul widmen. Das war eine ganz besondere Mannschaft», sagte Pesic. Bei Zipser wurde 2021 im Juni ein Hirntumor diagnostiziert. Die Nachricht kam damals in der Finalserie gegen Alba Berlin auf. Die Serie ging verloren.

Ibaka vor Absprung

«Wir haben vier Jahre Mist fressen müssen. Wir haben uns sehr viel Druck gemacht. Mit diesem Double Glückwunsch an den ganzen Verein, an Herbert Hainer und Uli Hoeneß, der mich angerufen hat», sagte Pesic nach dem 3:1-Seriensieg über den ständigen Widersacher aus der Hauptstadt. Besonders aber denke er an Paul, «der mir sehr viel bedeutet». Der 30-Jährige spielt inzwischen wieder in seiner Heimat Heidelberg.

Wie viel vom Meisterteam übrig bleiben wird, darüber wollte Laso am Freitagabend noch nicht sprechen. Dafür sei «ab morgen» Zeit, sagte der 56-Jährige. Leandro Bolmaro und Routinier Ibaka werden von Topclubs umworben. Den ehemaligen NBA-Meister Ibaka könnte es zu Real Madrid ziehen. «Wir hätten beide Spieler gerne bei uns, aber der Markt diktiert die Regeln ein bisschen», gestand Pesic.

Patrick Reichardt und Nicolas Sowa, dpa