Die famosen Comeback-Künstler des FC Bayern fühlen sich reif für den nächsten Basketball-Meilenstein. Ein Sieg trennt die Münchner nur noch vom Einzug in das Finalturnier der Euroleague und dem nächsten großen Coup in der kontinentalen Eliteklasse.
«Wir sind bereit, motiviert und fokussiert», sagte Vladimir Lucic vor dem entscheidenden Viertelfinal-Duell der Münchner am 4. Mai (20.45 Uhr/Magentasport) bei Olimpia Mailand. Auf den Routinier mit Nerven aus Stahl wird es mal wieder ankommen in diesem Spiel, das man sportmartialisch «Do-or-die-Game» nennt – mach es oder stirb!
«Mit diesem Team gegen solche eine Mailänder Mannschaft in ein fünftes Spiel zu gehen», sagte Coach Andrea Trinchieri, «das ist unglaublich.» Der so emotionale Italiener weiß vor dem Showdown in seiner Heimatstadt, dass die Münchner über sich hinauswachsen müssen. «Wir müssen einmal noch das Level hochschrauben. Das ist einfach zu sagen, aber nicht einfach zu tun», räumte Trinchieri ein.
Dass die Bayern in der Königsklasse die Playoffs erreichten, war schon ein historischer Erfolg für eine deutsche Mannschaft. Dass sie nun nur noch eine magische Nacht entfernt sind vom Final Four der vier besten Teams Europas, das hätten sogar die kühnsten Optimisten an der Isar nicht zu träumen gewagt. Dann aber verblüffte Trinchieris Truppe einen ganzen Basketball-Kontinent, nicht zuletzt beim Herzschlagerfolg in Spiel vier in München.
«Mit dieser Mannschaft ist alles möglich», sagte Geschäftsführer Marko Pesic nach dem 85:82 inklusive spielentscheidendem Alley Oop 23 Sekunden vor der Schlusssirene just durch Vladimir Lucic.
Der Serbe ist der Mann für die brenzligen Momente bei den Bayern, für die Aktionen, wenn ein Wurf über Sieg oder Niederlage entscheidet. Und der 31 Jahre alte Flügelspieler brennt für solche Momente. «Für mich persönlich ist das eine Extra-Motivation», sagte Lucic zum Stellenwert des fünften Spiels der Best-of-Five-Serie in Mailand. Die mögliche Qualifikation der Bayern für das in Köln geplante Final-Four-Turnier könnte den Verein in ganz andere Sphären hieven.
Ein Lucic in Bestform wird nötig sein im großen Mediolanum Forum etwas außerhalb der norditalienischen Metropole. Dass die Münchner, die in dieser Spielzeit schon etliche Rückstände aufgeholt haben und auch in der Serie gegen Olimpia aus einem 0:2 ein 2:2 machten, das Momentum auf ihrer Seite hätten, das glaubt der Nationalspieler nicht. Mailand habe «so ein erfahrenes Team, so großartige Individualisten und einen großartigen Coach», erinnerte er. Profis wie Kyle Hines und Sergio Rodriguez haben die Euroleague ebenso bereits gewonnen wie der NBA-erfahrene Trainer Ettore Messina.
Aber all diese Meriten zählen gegen die Mailänder nicht. Willen, Physis und Energie werden das Duell entscheiden, davon ist Lucic überzeugt. Neben dem Serben wurden beim lästigen Bundesliga-Spiel am 2. Mai in Göttingen (102:90) fünf weitere Leistungsträger für Mailand geschont – in dem bereits 74. Spiel dieser atemberaubenden XXL-Saison sollte den Bayern just vor dem großen Ziel also nicht die Kraft ausgehen.