Erfolg macht sexy – das merken sie derzeit auch bei den Niners Chemnitz. 17 Spiele in Serie haben die Basketballer aus Sachsen wettbewerbsübergreifend nicht verloren und stehen kurz davor, die Bestmarke der Telekom Baskets Bonn aus der vergangenen Saison einzustellen. Dementsprechend groß ist das Interesse an den Niners vor dem Pokal-Viertelfinale gegen den deutschen Meister ratiopharm Ulm an diesem Samstag (18.30 Uhr/Dyn).
Niners-Geschäftsführer Steffen Herhold kann sich aktuell vor Anfragen kaum retten. «Die Euphorie ist riesig. Es ist eine schöne Momentaufnahme», sagte Herhold. Doch nur eine Momentaufnahme ist die Chemnitzer Erfolgsstory schon lange nicht mehr, vielmehr das Ergebnis kontinuierlicher und zielstrebiger Arbeit. Denn seit die Niners 2020 den Sprung in die Erste Liga geschafft haben, geht es für sie Jahr für Jahr weiter nach oben. Als erstes ostdeutsches Team qualifizierten sie sich 2022 für Bundesliga-Playoffs, längst haben sie dem Mitteldeutschen BC den Rang als Nummer eins im Osten abgelaufen.
Auch Bundestrainer Gordon Herbert ist sehr angetan von der Arbeit, die bei den Niners seit Jahren geleistet wird. «Ich bin beeindruckt davon, wie Chemnitz gerade spielt – offensiv wie defensiv machen sie das extrem gut. Mit Rodrigo Pastore haben sie einen sehr guten Coach», sagte der Weltmeister-Coach in einem Interview der «Freien Presse». «Es ist beeindruckend, was Rodrigo Pastore und der ganze Verein dort in den vergangenen Jahren auf die Beine gestellt haben.»
Lob für den Coach
Einer der Hauptgaranten für den sportlichen Aufschwung ist der von Herbert gelobte Pastore. Der 51 Jahre alte Argentinier ist schon seit Sommer 2015 in Chemnitz im Amt und hat sich als akribischer Arbeiter und Taktikfuchs längst auch international einen Namen gemacht. «Seine Mannschaften verfügen über eine klare Struktur, und seine taktischen Anpassungen während des Spiels sind ideenreich und präzise», lobte Stefan Koch, immerhin zweimaliger Trainer des Jahres in der Bundesliga und heutiger TV-Experte, den argentinischen Coach mit italienischem Pass.
«Rodrigo und Chemnitz – das passt einfach wie Arsch auf Eimer», sagte Herhold, dem es Jahr für Jahr gelingt, den inzwischen international begehrten Coach in Chemnitz zu halten. «Rodrigo weiß, was er an Chemnitz hat. Wenn sich Philosophien deckungsgleich übereinander legen lassen, dann kann aus Kontinuität, die im Profisport ja eher unüblich ist, sehr viel Positives entstehen», sagte der Niners-Boss.
Doch dass es so positiv laufen würde, hatten sie in Chemnitz selbst nicht erwartet. Obwohl sie mit sehr ambitionierten Zielen in die Saison gestartet waren. «Wir wollen in allen drei Wettbewerben unter die Top Vier», lautete die Ansage vor der Saison. Und derzeit sind die Chemnitzer trotz vieler Verletzungen voll im Soll. In der Bundesliga thronen die Niners an der Spitze, im Fiba Europe Cup sind sie ungeschlagen in die Zwischenrunde eingezogen und im Pokal stehen sie im Viertelfinale.
Dort wartet nun der deutsche Meister ratiopharm Ulm. Jenes Team, das den Chemnitzern am ersten Spieltag die bislang einzige Saisonniederlage zugefügt hat. Die Chance zur Revanche dient also als Extra-Motivation, auch wenn das eigentlich nicht nötig ist. «Der Einzug ins Top Four ist Motivation genug», sagte Herhold, der sich im Fall der Fälle mit den Niners für die Ausrichtung der Pokal-Endrunde bewerben will. «Wir werden das dann auf jeden Fall prüfen. Das wäre eine tolle Sache für die ganze Stadt, für die ganze Region», sagte Herhold. Und der nächste Meilenstein einer beeindruckenden Entwicklung.