Basketball-Bundestrainer Gordon Herbert hielt sich mit Kritik an Anführer Dennis Schröder zurück. Dabei warf der Auftritt des 29 Jahre alten Kapitäns im WM-Viertelfinale gegen Lettland (81:79) große Fragen auf.
Schröder selbst sprach vom «wohl schlechtesten Spiel meiner Karriere». Die Zahlen untermauerten dies: neun Punkte, vier Assists, vier Ballverluste und eine Wurfquote von vier Treffern bei 26 Versuchen. In 30 der insgesamt 40 Minuten mit Schröder auf dem Feld machten die Letten 20 Punkte mehr als die Deutschen – in den zehn Minuten ohne den Kapitän war Deutschland um 22 Zähler besser.
Schröder hörte trotz seiner miserablen Quote im Schlussviertel nicht auf, immer wieder selbst abzuschließen. Und warf beim Basketball-Krimi von Manila so beinahe alle deutschen WM-Träume von einer Medaille weg. Auch TV-Experte Per Günther äußerte sich kritisch zu den Abläufen. «Was machst du mit Spielzeit mit ihm, was machst du in der Offense? Wie sehr greifst du ein? Und ich finde, da hätten wir eine bessere Balance gebraucht», sagte Günther bei Magentasport. Er unterschreibe sofort, Schröder weiter den Ball zu geben. «Aber in den letzten Minuten war es mir zu viel», fügte Günther an. Schröder habe «kein Scheunentor» getroffen.
Weil der letzte Dreier von Davis Bertans nur auf den Ring fiel, blieb es beim knappen Sieg der Deutschen, die am Freitag (14.40 Uhr/Magentasport) die USA im Halbfinale fordern. «Es sagt alles über das Team aus, wie unser Team gebaut ist. Alle haben mich getragen und sehr geil gespielt», sagte ein demütiger Schröder in den Katakomben.
Für Teamkollege Moritz Wagner war Schröders gebrauchter Tag kein großes Thema mehr. Auf die Frage, wie man nun mit dem Kapitän umgehen müsse, antwortete Wagner: «Aufbauen? Er ist ein Biest. Den musst du nicht aufbauen. So etwas passiert, er ist ein Mensch. Man darf nicht vergessen: Es ist sehr viel Aufmerksamkeit auf ihn. Ich mache mir um Dennis keine Sorgen.» In den fünf vorangegangenen Spielen der WM hatte Schröder mit herausragenden Leistungen geglänzt.