«Was Großes mit nach Hause nehmen»: Schröder & Co. hungrig

Der begeisterte Applaus der weit gereisten Fans ließ Dennis Schröder und seine Kollegen strahlen. Und der Kapitän der bislang makellosen deutschen Basketballer wusste, mit welcher WM-Ansage er die Stimmung weiter anheizen konnte.

«Ich hoffe, dass wir was Großes mit nach Hause nehmen können. Das ist das große Ziel. Ich hoffe, ihr seid alle mit dabei», sagte der 29-Jährige im Küstenort Chatan auf der Insel Okinawa zu den rund 35 Fans. Im Anschluss schrieben die Profis Autogramme und standen für Fotowünsche zur Verfügung.

Ruhetag gut genutzt

Schon die Morgenstunden am komplett freien Mittwoch hatte das Nationalteam bestens genutzt. Nach einer gemeinsamen Yoga-Einheit bequemten sich die Profis zum Strand der japanischen Urlaubsinsel – das Meer und die in der Dunkelheit herrlich beleuchteten Palmen liegen keine fünf Minuten vom bestens gelegenen Teamhotel weg. «Die Ruhetage sind sehr wichtig, auch mal mit dem Team was Essen zu gehen und ein bisschen gemeinsame Zeit zu verbringen», sagte Schröder nach der perfekten Vorrunde in der schwierigsten aller WM-Gruppen.

Der Donnerstag ist vor der am Freitag beginnenden Zwischenrunde zwar auch spielfrei, wird aber wieder maßgeblich von Bundestrainer Gordon Herbert gestaltet. «Wir brauchen ein gutes Training», kündigte der Kanadier an. Slowenien mit Superstar Luka Doncic und Georgien dürften auf dem Weg zur Endrunde nach Manila stärkere Gegner sein als zuletzt die körperlich unterlegenen Japaner und die bereits ausgeschiedenen Finnen.

Herbert hofft auf Wagner-Comeback

Herbert, der auf ein schnelles Comeback des noch immer angeschlagenen Franz Wagner hofft, wird nach dem Traumstart immer offensiver. Als der Bundestrainer auf den für Freitag vorhergesagten Taifun in Okinawa angesprochen wurde, antwortete er mit Humor und jeder Menge Selbstbewusstsein: «Ich habe davon gehört. Ich weiß nicht, ob wir da etwas in unseren Händen haben. Am Freitag soll einer kommen, hoffentlich sind wir am Freitagabend der Taifun.» Anfang August hatte ein Taifun auf der südlichen Insel Japans zwei Menschen das Leben gekostet. Auch der Weltverband Fiba spricht bereits Warnungen aus.

Mit ungeplanten Widrigkeiten kennen sich Deutschlands Basketballer seit dem Raketenalarm einen Tag vor WM-Beginn aus. «Wir hatten ja auch schon einmal eine Ruhestörung in der Nacht. So etwas kann uns nicht aufhalten», sagte Aufbauspieler Justus Hollatz, der ein Symbol für den tiefen Kader der Deutschen ist. Es funktioniert inzwischen nicht mehr nur die erste Reihe um Schröder, Daniel Theis und die beiden Wagner-Brüder Franz und Moritz. Auch die Bank um Hollatz und Johannes Thiemann findet immer besser in das Turnier.

Imposante WM-Auftritte

Die imposanten WM-Auftritte lassen Deutschland immer mehr in den engsten Kreis der Turnierfavoriten aufrücken. Finnlands Trainer Lassi Tuovi nannte den EM-Dritten nach der 75:101-Schlappe seines Teams einen Topkandidaten auf den Titel. «Sie können es bis ganz zum Ende schaffen», sagte Tuovi. Ähnlich hatte sich bereits Steve Kerr geäußert, nachdem sein US-Team in Abu Dhabi beim 99:91 sehr viel Mühe hatte. Es sei «klar, dass Deutschland eines der besten Teams der Welt ist», sagte Kerr der dpa. Die Leistungen bei der WM in Japan belegen dies eindrucksvoll.

Auf einen Glücksbringer müssen Schröder und Co. in der Zwischenrunde verzichten: Dirk Nowitzki reiste aus Okinawa ab, nachdem er die Siege über Australien und Finnland aus der ersten Reihe der Arena beobachtet hatte. Doch ein schnelles WM-Wiedersehen ist möglich: Nowitzki soll in seiner Funktion als Botschafter des Weltverbandes auch bei der Finalrunde in Manila noch einmal dabei sein.

Patrick Reichardt und Lars Reinefeld, dpa