Auch auf seinen wichtigsten Dienstreisen lässt es sich Dennis Schröder richtig gut gehen. Ein Freizeitparkbesuch mit Frau und Kids in Abu Dhabi, ein Einsatz als Grillmeister des eigenen Fleischs auf Okinawa und ein kleiner persönlicher Erfolg, von dem der Basketball-Star im Flugzeug erzählt.
«Ich habe jahrelang dafür gekämpft, dass alle Business fliegen können und heute ist das erste Mal, dass alle Business fliegen. Stolz», sagte Schröder. Willkommen in der Welt des Mannes, der sich als «DS17» vermarktet – und der die deutschen Basketball-Hoffnungen trägt wie kein Zweiter.
WM-Start gegen Co-Gastgeber Japan
Darum dürfte Schröder ab nun nicht mehr allzu viel Zeit haben, das japanische Hawaii, wie Okinawa wegen seiner malerischen Strände und der Lage genannt wird, groß zu erkunden. Jetzt zählt der Sport. Und das WM-Abschneiden der deutschen Basketballer, deren Turnier am Freitag (14.10 Uhr/Magentasport) mit einem Spiel gegen Co-Gastgeber Japan beginnt, wird unweigerlich mit der Person Schröder verbunden werden. So war es beim desaströsen WM-Vorrundenaus 2019, so war es beim EM-Bronzecoup 2022. Und so ist es diesmal umso mehr, da der 29-Jährige die Macht im deutschen Team noch mehr übernommen hat.
Der Zwist um Maxi Kleber, der seine Teilnahme an der WM nach harscher Schröder-Kritik absagte, zeigte dies. Basketball-Deutschland versammelt sich hinter dem meinungsstarken Kapitän, das Team und Bundestrainer Gordon Herbert ganz besonders. Nichts, außer den ständig am Himmel über Okinawa knatternden Kampfjets, soll die Ruhe stören. «Dennis Schröder ist seit Jahren für uns die Leaderfigur. Er gibt einem nicht die Chance, nicht mitzuziehen. Er arbeitet so hart. Er macht das Spiel für uns einfacher und das Leben auch», schwärmte Moritz Wagner. Sein Förderer Herbert nennt ihn «einen überragenden Anführer».
Auch im Abschlusstraining am Donnerstag war die Harmonie zwischen Trainer und Kapitän wieder bestens zu beobachten. Schröder betätigte sich erneut als DJ und beschallte mit seiner riesigen Boombox die Halle mit «Viva la Vida» von Coldplay. Mit einem Grinsen im Gesicht schritt das Duo zur folgenden Pressekonferenz, in der Herbert Schröder nochmals explizit lobte. «Dennis ist als gutes Beispiel mit großem Einsatz und Engagement vorangegangen», hob der 64-Jährige hervor.
Schröder ist ein ganz anderer Typ Mensch und Sportler, als es vor ihm der langjährige Superstar Dirk Nowitzki war. Nowitzki gilt als äußerst bodenständig und war überall beliebt. Sein Nachfolger Schröder musste sich viele Sympathien erst erarbeiten. Er eckt zudem immer wieder an, wie jüngst mit seiner scharfen Verbalattacke gegen Kleber.
Schröder mit eigenem Filmer und Fitnesstrainer
«So wie Dennis halt ist: Er sagt immer direkt, was los ist. Manchmal ist es vielleicht etwas unüberlegt, manchmal sollte man es etwas anders sagen», sagte Ex-Kapitän Robin Benzing, der Schröder als «Freund» bezeichnet, der Deutschen Presse-Agentur. Schröder entschuldigte sich zwar öffentlich, suchte die Schuld aber auch bei anderen. In diesem Fall bei den Medien, die «immer versuchen, irgendein Feuer zu legen».
Auch bescheiden, eine von Nowitzkis häufigst genannten Eigenschaften, würde man Schröder eher nicht nennen. Der NBA-Profi der Toronto Raptors prahlt zwar nicht ungefragt mit seinem Besitz und seinem Wohlstand, versteckt ihn aber auch nicht. In einem zehnminütigen Video stellt er auf seinem Youtube-Kanal, dem immerhin 350.000 Menschen folgen, all seine Luxusautos und deren Vorzüge vor. Schröder hat es aus einfachen Verhältnissen heraus geschafft, prominent und reich zu werden.
Bei der Nationalmannschaft hat Schröder einen eigenen Filmer und einen Fitnesstrainer. Wenn die Kollegen in Abu Dhabi eine Moschee besuchen, geht er stattdessen mit Frau Ellen und den drei Kindern in die Warner Brother World. Seine Lieben sind auch in Japan dabei, für Familienmensch Schröder ein essenzieller Aspekt. Trainer Herbert gewährt ihm zusätzliche Privilegien wie einen freien Tag in der Vorbereitung, aus privaten Gründen. «Er ist einfach der Leader, das merkt man», sagte Teamkollege Andreas Obst beinahe ehrfürchtig. Kritische Worte über den Spielmacher gibt es im Kreise des Nationalteams nicht mehr.
Unisono betonen Weggefährte den Reifeprozess Schröders. Dieser schreibt bei Länderspielen in Deutschland stundenlang Autogramme und erfreut sich – vor allem bei der jüngeren Generation – immer größerer Beliebtheit. Experten, Ex-Profis und Medien diskutieren noch immer kontrovers über den sportlich immer stärkeren Spielmacher und seine Eigenarten. Was Schröder selbst kaum beschäftigt. «Mich interessieren eigentlich nicht die Leute, die jetzt einfach irgendwas schreiben, obwohl sie mich noch nicht einmal gesehen haben. Das juckt mich absolut null», sagte Schröder im Juni.