Andrea Trinchieri fühlte sich wie ein Bergsteiger, der kurz vor dem Gipfel zu scheitern droht.
Nach dem 66:75 (31:49) des FC Bayern in Spiel drei der Playoff-Viertelfinalserie gegen den Titelfavoriten FC Barcelona mutet der historische erste Einzug einer deutschen Basketball-Mannschaft in das Final Four der Europaleague für den Münchner Trainer und seine Spieler wieder wie eine Mission Impossible an. Nur mit einem Sieg im zweiten Heimspiel an diesem Freitag (20.45 Uhr/Magentasport) könnte der Bundesligist eine alles entscheidende fünfte Partie wieder bei den Katalanen erzwingen.
Trinchieri: «Haben schlecht angefangen»
Der impulsive Trinchieri stand im ausverkauften Audi Dome immer wieder mit flehenden Händen am Spielfeldrand. Aber der große Moment, der nach einem krassen Fehlstart der Bayern-Riesen in einer leidenschaftlich geführten zweiten Hälfte mit der Unterstützung von 6500 Fans das Spiel noch einmal hätte kippen lassen können, kam einfach nicht. «Wir haben schlecht angefangen», stöhnte Trinchieri. Für ihn war das der Knackpunkt. «So wurde der Berg, der zu besteigen war, ein Everest», beschrieb es der 53 Jahre alte Italiener.
Und so verließ Trinchieri die Halle in der Nacht frustriert. «Es ist jetzt wie immer: Du nimmst deinen Rucksack mit heim, der voll mit Mist ist, schaust dir das an und versuchst, Lösungen zu finden», schilderte er blumig die miese Stimmungslage. Nach dem 1:2-Rückstand befindet sich der Bundesligist nun in einer K.o.-Situation gegen das Team um den früheren NBA-Profi Nikola Mirotic (25 Punkte).
Aufgeben? Das tat Trinchieri natürlich nicht. «Morgen musst du deine Spieler überzeugen, dass du besser bist als heute. Wir sind in der Serie», sagte der Coach. Bayern-Kapitän Nihad Djedovic benannte den Hoffnungsschimmer, der seinem Team bleibe. «Die zweite Halbzeit muss uns eine Lehre sein.» Da bäumten sich die Münchner auf, bekämpften Barcelonas Offensive intensiver, trafen besser. Nur von jenseits der Drei-Punkte-Linie blieb die Quote miserabel.
Finalturnier in Belgrad im Mai
«So müssen wir spielen – ohne Druck», sagte Djedovic zu den zweiten 20 Minuten. Die Chance, mit zwei Heimsiegen das Ticket zum Belgrader Finalturnier (19. bis 21. Mai) lösen zu können, war vielleicht auch eine Situation, die das Team anfangs hemmte. «Dann haben wir einfach Basketball gespielt», sagte der Kapitän zur besseren zweiten Hälfte.
«Wir haben noch ein Spiel», betonte Djedovic. Am Freitagabend müssen aber mehr Bayern-Profis so gut liefern wie der beste Werfer Vladimir Lucic (17 Punkte). Barça hat ohnehin die besseren Einzelspieler, überzeugte aber auch als Kollektiv. Der nicht zu stoppende Mirotic lobte die «Teamleistung», mahnte aber auch, nun nicht nachzulassen: «Der Job ist noch nicht beendet. »