Diesen Moment mit der deutschen Fahne in der Hand wird Dirk Nowitzki niemals vergessen. Olympia-Eröffnungsfeier 2008, der beste deutsche Basketballer der Geschichte läuft in Peking vor seinen Landsleuten ins Stadion ein. Alle jubeln ihm zu, er jubelt zurück.
Für den Würzburger bedeutete die Teilnahme an den Sommerspielen in China die Erfüllung eines Kindheitstraums. 13 Jahre später ist die deutsche Nationalmannschaft erstmals wieder bei dem Turnier dabei. Grund genug für den mittlerweile 43 Jahre alten Nowitzki, der 2019 zurücktrat, seinen Nachfolgern ein paar Ratschläge zu geben.
Tipps vom ehemaligen NBA-Superstar
«Vergesst nicht, diese Zeit zu genießen!», schrieb der frühere NBA-Superstar der Dallas Mavericks in einem Beitrag für das «20.20 Magazin» an die nächste Generation: «Holt alles aus euch raus, versucht so gut wie möglich abzuschneiden. Auch, wenn die Spiele von Tokio unter den schwierigen Bedingungen der Pandemie bestimmt ganz anders werden als alle davor: Macht trotzdem eure Augen auf. Guckt nach rechts und links. Saugt das Besondere auf!»
Nowitzki hat recht. In Tokio wird alles anders als noch in Peking. Er kam damals gerne als Fan zum Handball, Hockey oder Beachvolleyball, sah Usain Bolt sprinten. Das alles bleibt dem Team von Bundestrainer Henrik Rödl nun verwehrt. Die strengen Corona-Regeln sorgen dafür, dass Besuche anderer Sportarten nicht gestattet werden. Nowitzki schloss in seiner Olympia-Zeit eine bis heute anhaltende Freundschaft mit Tischtennis-Star Timo Boll, der im Athletendorf im gleichen Haus wohnte. Kapitän Robin Benzing muss mit seinen Teamkollegen hingegen weitgehend unter sich bleiben und auf das besondere Flair verzichten.
Am Sonntag (6.40 Uhr) ist die Auswahl des Deutschen Basketball-Bundes in der Saitama Super Arena gegen Italien erstmals gefordert. Danach geht es in Gruppe B noch gegen Nigeria und Australien. Während der WM-Vierte Australien in Japan erneut Medaillenambitionen hat, spielen im Zwölf-Mann-Kader Nigerias acht Profis aus der NBA. Nur Favorit USA reist mit noch mehr Spielern aus der stärksten Liga der Welt an. Die Chance aufs Weiterkommen besteht trotzdem. Nicht nur die Erst- und Zweitplatzierten ziehen direkt ins Viertelfinale ein, auch zwei der drei Gruppendritten kommen direkt in die Runde der besten Acht.
Starke Gegner
«Unsere Gruppe ist sehr, sehr stark. Man muss versuchen, sich eine Siegchance in jedem Spiel zu erarbeiten. Aber es sind schon sehr, sehr gute Gegner», sagte Rödl. Die Mannschaft habe sich aber bestens in Japan eingelebt und verfolgt einen klaren Plan: «Es soll unbequem sein, gegen uns spielen zu müssen, wir sind schwer auszurechnen. Wir möchten in Tokio natürlich die mannschaftliche Geschlossenheit, den Teamgeist, zeigen, der uns in Split letztlich den Erfolg gebracht hat.» Mit dem Gewinn des Qualifikationsturniers im kroatischen Split hatte sich die Auswahl erst kurzfristig für die Spiele qualifiziert.
Genau wie 2008, als das bei einem Turnier in Athen gelang. Später war im olympischen Turnier in der Vorrunde Schluss. Ein Sieg aus fünf Spielen war für Nowitzki und Co. zu wenig. Den späteren NBA-Champion schmerzte das allerdings nicht zu sehr, denn nach gleich zwei verpassten Anläufen zuvor war nicht nur für ihn Dabeisein alles. Das deutsche Team genoss Olympia, feierte, sog die Atmosphäre auf. Jetzt ist das anders: Auch ohne NBA-Star Dennis Schröder sollen Siege her, die Qualifikation auf den letzten Drücker bringt das DBB-Team in eine durchaus komfortable Position: Es gibt nichts zu verlieren.
«Bei Olympia sind die besten zwölf Mannschaften der Welt, dann ist jedes Spiel schwer», sagte Rödl vor der Rückkehr nach Saitama. Schon 2006 spielte Deutschland bei der WM im Norden Tokios. Vor 15 Jahren ging es um den Einzug ins Halbfinale. 16 000 Zuschauer waren dabei, als es nach einer klaren Pleite gegen die USA dazu nicht reichte. Nowitzki war damals der Anführer, wurde mit 209 Punkten bester Werfer der Weltmeisterschaft. Nun wird er als Zuschauer verfolgen, was seine sportlichen Erben in der wegen der Corona-Beschränkungen leeren Halle leisten. Vorher wies er noch mal auf die für ihn so besondere Bedeutung hin: «Für einen deutschen Basketballer waren die Olympischen Spiele immer das Größte, was man erreichen konnte.»