Warten auf Dennis Schröder, Wirbel um Joshiko Saibou: Anderthalb Wochen vor Start ins Qualifikationsturnier für Olympia sind die deutschen Basketballer von einer ruhigen Vorbereitung meilenweit entfernt.
Mit klaren Worten machte Mitspieler Johannes Voigtmann deutlich, dass er auf ein weitere öffentliche Distanzierung von Saibou zu früheren Aussagen in der Corona-Pandemie setzt und auch seine persönliche Zukunft im Nationalteam vom weiteren Verlauf abhängig macht.
«Die Aufarbeitung kann noch nicht vorbei sein», betonte der 28 Jahre alte Center Voigtmann von ZSKA Moskau. Sollte Saibou seine früheren Positionen ins Nationalteam hereintragen, «sage ich für mich persönlich, dass ich raus bin aus der Nationalmannschaft oder er rausgeschmissen wird. Das ist für mich ganz klar. Das muss hier und heute ein Ende haben. Wenn nicht, kann ich es für mich persönlich nicht mehr mit mir vereinbaren mit ihm auf dem Feld zu stehen. Er bekommt von mir eine zweite Chance. Ich hoffe, dass er sich weiter distanziert und weiter auf Abstand geht. Ich denke, das halten viele Spieler so.»
Wichtiger Test in Hamburg ohne Schröder
Das Nationalteam tritt ab Freitag zum dreitägigen Supercup in Hamburg an. NBA-Star Schröder als Anführer wird dann fehlen, wie aus der offiziellen Kadernominierung hervorging. Kurz zuvor hatte Bundestrainer Henrik Rödl gesagt, dass er davon ausgehe, dass Schröder beim Supercup «eher nicht» dabei sein werde und der 27 Jahre alte Aufbauspieler der Los Angeles Lakers «vielleicht» kommende Woche in Heidelberg zur Mannschaft stoßen werde. Überschattet wird das Sportliche derzeit allerdings von der Debatte um Saibou.
Der 31-Jährige hatte in einem vom Verband veröffentlichten Video erklärt, die Auswirkungen seiner Teilnahme an zwei Demonstrationen gegen die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr in Berlin zu bereuen. «Zuerst möchte ich mich an die Leute richten, die sich von meinen Handlungen oder Aussagen im letzten Jahr verletzt gefühlt haben. Dafür möchte ich mich entschuldigen und sagen, dass es absolut nicht meine Intention war», sagte der 31-Jährige. Saibou sagte, dass er die Existenz von Corona nie angezweifelt habe. Um seine Nominierung für die Vorbereitung auf das olympische Qualifikationsturnier vom 28. Juni bis 4. Juli in Split hatte es großen Wirbel gegeben.
Voigtmann: Fragen bleiben offen
«Alle haben das Video gesehen, da bleiben noch einige Fragen offen, gerade zu Verschwörungstheorien und Gruppierungen, mit denen er demonstriert hat. Aber das wird er selber machen, hoffe ich», sagte Voigtmann. «Er wird jetzt nicht gemieden, aber es ist jetzt auch nicht so, dass alle ihm in den Arm fallen und alle Gespräche wie früher sind.»
Als Vertreter des Deutschen Basketball Bunds betonte Armin Andres, dass seitens des Verbands rund um die Nominierung «große Fehler» gemacht worden seien. «Das kann man nicht wegwischen, dafür möchten wir uns entschuldigen. Wir hätten nach der Bekanntgabe von Joshiko Saibou in die Offensive gehen müssen», sagte der DBB-Vizepräsident. «Ich gebe auch zu, dass wir die Sachlage und Tragweite unterschätzt haben.» In einem klärenden Gespräch habe Saibou Fehler eingeräumt und sich zu den Werten des Nationalteams bekannt, dies sei Grundlage für einen erneuten Auftritt für Deutschland gewesen.
Beim Supercup in Hamburg trifft die DBB-Auswahl am Freitag auf Tschechien, am Samstag auf Tunesien und zum Abschluss am Samstag auf Italien (jeweils 20.30 Uhr/Magentasport). Anschließend gibt es im letzten Test vor dem Qualifikationsturnier für die Sommerspiele in Tokio am 24. Juni in Heidelberg gegen den Senegal. In Maximilian Kleber und Daniel Theis muss Rödl dabei auf zwei ganz wichtige Spieler aus der NBA verzichten.